Donnerstag, 23. April 2009

Bodden Diary I

Die Woche vor dem Tag X. Das Packen ist mittlerweile Routine, der Packzettel gehört der Vergangenheit an!


Die Sachen sind schnell beisammen, komisch ist nur, es wird immer mehr. Basti predigt mal wieder »Tackle minimieren«! Dabei möchte ich nur nebenbei erwähnen, dass er im Normalfall die Größte Kiste dabei hat!  Ich habe es eher mit den Ruten und bin froh, wenn ich zwei bis drei Ruten mit an Board schmuggeln darf. Aber es stimmt, je mehr Zeug das Boot bevölkert, desto störender ist das natürlich. Außerdem kann man immer davon ausgehen, dass von den 1.000 Gummifischen am Ende meistens doch nur 5 bis 10 Stück gefischt werden. Wenn man einer Farbe vertraut, bleibt man dabei. Egal, die Tacklekisten sind voll, das Konto geplündert und mehr geht nicht. Natürlich sind dann doch wieder neue Köder hinzugekommen, und die müssen ihren Platz finden.

Wir vertrauen auf große Köder, denn die Regel ist einfach. Winter, und damit kalte Temperaturen, bedeutet große Köder. Dass diese Regel mal wieder außer Kraft gesetzt wird, zeigt sich am letzten der beiden Tage!

14.Februar 2009

Basti gibt den Zeitplan vor, immerhin hat er (wie immer) die Arschkarte gezogen und wird uns schnell und sicher nach Rügen fahren. Meinen immer währenden Respekt und Dank dafür.
Es heißt also:
Um zwei aufstehen und um drei vor der Tür sein. Die beiden (Basti und Marco) sind pünktlich und so fahren wir zügig in Richtung Tanke. Der erste Akt heißt Benzin. Nicht nur für das Auto, wir füllen uns gut 40 Liter für das Boot ab. Der Preis pro Liter fällt beim Hafenmeister etwas höher, aber vor allem das Betanken im Hafen kostet wichtige Zeit, die beim Fischen sonst fehlen würde. Auf einem »Pulverfass« geht es dann gegen 3.30 Uhr endlich richtig los. Nach geschätzten 3 Stunden und sind wir »Zuhause« – in Schaprode. Wir melden uns bei unserem Vermieter und bekommen eine kurze Bootseinweisung.

Jetzt aber schnell, es ist immerhin schon recht spät. Wäre Ulli B. noch hier, würde der schon seinen ersten Meter melden! Ein dünner Eisfilm bedeckt den ganzen Hafen, die Minusgrade haben natürlich die Taue aneinander gefrieren lassen und wir bekommen diese nur mit großer Mühe los. Nach einer gefühlten Ewigkeit lassen wir die Bootsstege hinter uns und steuern direkt zum Fisch. Dabei bringt die erste Stunde keinerlei Kontakt. Neu ansetzen und dann folgt der Tripel. Innerhalb von nur 10 Minuten fängt jeder von uns seinen ersten Fisch. 90 cm, 92 cm und 98 cm.




Kurz darauf vermeldet Basti erneuten einen Kontakt. Der Köder fliegt nochmals an die gleiche Stelle und wieder gibt es einen kurzen Ruck, es folgt der Anschlag und Drill. Der Hecht entpuppt sich als kapitale Riesenbrasse. Ich persönlich habe Brassen in diesem Format noch nicht gesehen. Wir können es nicht glauben, die Gewässer um Rügen bringen wirklich große Fische hervor, quer durch alle Arten. Unglaublich, was für ein Start!


Ein Dauergrinsen beherrscht unsere Gesichtszüge, doch leider geht es so nicht weiter. Die Bisse kommen zäh und in viel zu großen Abständen. Am Ende des Tages haben wir gerade mal 5 Fische im Boot. Kann nicht sein, knapp an der Metergrenze vorbei und die Quantität stimmt auch nicht. So ist es eben, die Fische am Bodden springen einem auch nicht ins Boot und meist muss hart dafür gearbeitet werden. Wenn man sich überlegt, wie viele Würfe man so über den Tag macht, ist es nicht verwunderlich, dass einem am Abend der Rücken schmerzt! Egal, Rügen steht für Großhechtfischen der feinsten Sorte.

Das gepflegte Bier am Abend haben wir uns redlich verdient, besonders, da wir so schlau waren und in der allgemeinen Aufbruchsstimmung vergessen hatten die Getränke mit an Bord zu nehmen. Halb verdurstet, und das auf einer riesigen Wasserfläche. Das Abendessen geht nicht lange, dafür sind wir viel zu müde. Immerhin ist die Pike-Patrol Crew nicht alleine, die Jungs von Baitcaster.de sind auch am Start. Ich kann den Gesprächen kaum folgen und am Ende heißt es nur, die Sachen über die Heizung schmeißen und ab ins Bett.

15.2.2009

Neuer Tag, neues Glück. Heute muss jeder von uns seinen Meter bekommen! Ist leichter gesagt als getan, und so haben wir bis 10 Uhr gerade einen Fisch, während Guide Guido schon 6 Hechte im Boot vermelden konnte. Die Top Farbe scheint ROT zu sein.
Die »Verrückten« sind heute alle dicht gedrängt. 4 bis 5 Boote befischen das gleiche Seegrasfeld. Immer in Tiefen von 2,5 bis 4 Metern. War es gestern noch ein Spaziergang mit ruhiger See und Sonnenschein, haben wir heute Windstärke 6 und eine ordentliche Welle, die uns zum Ausgleichstanz auffordert. Das Werfen der 23er Gummifische strengt zusätzlich an, aber dafür steigt auch die Bissfrequenz. Marco und ich können es nicht fassen, aber die Fische stellen sich bei Basti in die Warteschlange.



Das Wetter ist regnerisch, trotzdem verlasse ich das Feld der roten Köder und schwenke ab zu einem schwarzen Wedge Tail! Den fische ich immer gerne, und meist mit Erfolg. Auch diesmal war es richtig, und schnell bekomme ich zwei Kontakte. Dann zwei Fische. Die meisten Bisse kommen jetzt in einer Tiefe von 3,5 Metern.



Ködergröße und Farbe ist mittlerweile egal. Bastis rote Teufel haben sich sowieso schon verabschiedet, was seiner Stimmung nicht gerade zuträglich ist, aber wir fangen! Am Ende des Tages sind es 15 Fische, der größte mit 94cm. Es hat mit dem Meter also wieder nicht geklappt.

Im Hafen angekommen, hören wir das Unfassbare, die beiden Guidingboote haben 24 und 32 Fische im Boot gehabt. Davon eines mit 6 und das andere mit 3 Metrigen, bis 118cm!!! Kann nicht sein, wir sind zwar zufrieden, aber der geplante Abschied in die Schonzeit kann das noch nicht gewesen sein!

Die Woche danach komme ich nicht zur Ruhe. Es gibt nur noch eine Chance, und das ist Samstag, der 28. Februar. Ich weiß nicht, wie ich das meiner Freundin beibringen soll, aber wir müssen noch einmal hoch. An dieser Stelle möchte ich meiner Freundin und meinem Sohn für das Verständnis danken.
Ohne diese Unterstützung, würde das alles einfach nicht funktionieren. Danke!

28. Februar 2009

Es hat geklappt, nur diesmal war es mit dem Boot schwieriger. Mit unserer Idee, den letzten Tag vor der Schonzeit noch einmal richtig abzuräumen, sind wir scheinbar nicht alleine. Ehrlich gesagt, hatten wir das auch nicht anders erwartet. Entgegen unserem gewohnten Ziel fahren wir diesmal nach Barhöft. Heute ist Stefan (Imtrübenfischer) mit dabei und damit ist das Boot voll. Es ist sein zweiter Tag in den Rügener Boddengewässern, man kann also sagen: ein Frischling.


2 Uhr in der Früh, der Ablauf ist exakt der vom letzten Samstag. Aufstehen, duschen, Taschen greifen und nach unten...
Ein altes Militärboot mit einem 60PS Motor ersetzt das sonst gewohnte Kaasboll Boot. Das gute Stück scheint trotz der 60PS etwas schwach auf der Brust zu sein, wird aber reichen. Umziehen, Boot beladen und nach einer kurzen Einweisung können wir los. Der Kurs steht! Nach etwa 10 Minuten haben wir die erste Rinne erreicht und voller Zuversicht erwarten wir den ersten Einschlag. Nichts! Mehrere Versuche bringen einfach keinen Kontakt. Was ist wohl los, sonst beißt es an dem Spot immer!?


Es hilft nichts, wir mischen die Karten neu und fahren aus der Rinne auf die angrenzende Fläche. Hier erwartet uns eine konstante Tiefe um 4 Meter, unter uns Seegras. Wobbler, Deep Jerks und Gummifische mit leichtem Kopf. Stefan hatte sich für die dicken Hechtmuttis extra eine Wurm-Rute zugelegt. Die XXL Würmer erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Kaum hat er das Ding montiert, knallt ihm auch gleich der erste Fisch des Tages auf den Köder. Seine Lemiglas Muskie hat eine ordentliche Biegekurve und es ist sofort klar, dass es ein guter Fisch sein muss. Die Fische sind bei diesem kalten Wasser natürlich nicht so kampfstark wie im Sommer und so dauert der Drill nicht all zu lange. An der Oberfläche zeigt sich ein schöner, dicker Winterhecht. 103 cm, Stefans erster Fisch am Bodden, gleich ein Meterhecht und das auch noch auf seine neue Kombo. Perfekt, besser kann es kaum laufen!!!



Kurz darauf folgt bei Basti der nächste Fisch. Es ist kein Riese, aber immerhin hat er den Köder attackiert und noch einmal nachgefasst. In kurzer Zeit zwei Fische. Wir drehen uns um und unser Treiben bleibt nicht unbeobachtet. 7 oder 8 Boote zählen wir. Und klar, die Drillszenen machen auf uns aufmerksam. Ein anderes Boot nimmt genau unsere Drift. Was soll es, ist ja auch irgendwie eine Auszeichnung, wenn sich andere Angler an einem orientieren, obwohl man so was nach meiner Meinung nicht macht. Egal, wir fischen weiter. Ich persönlich stehe nicht so recht auf die dicken XXL-Würmer, monotones einkurbeln, zu schwer, und dann muss man sich auch noch eine extra Rute kaufen, die diese Monster bewältigt. Ich fische einen Bass Assassin an einem 10g Jigkopf. Ein weiter Wurf mit der Speedmaster und nach dem zweiten oder dritten Anjiggen verspüre ich einen ordentlichen Widerstand, dieser wird sofort mit einem Anschlag quittiert. Der Fisch kommt schnell hoch, das ist eigentlich kein typischen Anzeichen für einen Großen, aber der Fisch ist groß! 109cm zeigt das Maßband, und ist damit mein erster Meterfisch in diesem noch jungen Jahr. Der Tag nimmt den erhofften Verlauf. An der Stelle kommt noch ein Fisch, dann ist erst mal Schluss.


Wir setzen um auf die andere Seite der Fahrrinne und fischen nahe an einer Krautkante. Hier geht es schnell von 4,5 Metern auf 50cm. Das ist auch ein Grund, warum die Gewässer rund um Rügen für Ortsunkundige schnell gefährlich werden können. Verlässt man das Fahrwasser und schenkt dem Echolot zu wenig Aufmerksamkeit, kann man schnell auf Grund laufen. Unsere Drift ist aber perfekt! Schnell kommen zwei Fische, der größere hat 94cm und ein lange nicht mehr gesehenes, aber für die Boddengewässer nicht untypisches Geschwür. Diese Art von Hautgeschwüren haben wir das letzte mal am Greifswalder Bodden vor gut drei Jahren gesehen. Ursache soll eine Pilzerkrankung der Schleimhaut sein, die insbesondere bei Brackwasserhechten auftritt. Das Salz im Wasser ist natürlich für einen Süßwasserfisch ein Problem. Nicht tödlich, aber dem Fisch sieht man in diesem Fall seine Krankheit an und er ist deutlich dünner als seine gesunden Artgenossen.

Ach ja, bisher sind alle Hecht tief gekommen und alle waren voll mit Parasiten. Nach dem 94er kommt dann auch hier nichts mehr. Da wir noch maximal 2 Stunden fischen können, beschließen wir auf den Spot der beiden Meterfische vom Vormittag zu fahren, und wie sollte es anders sein, exakt auf diesem GPS Punkt kommt der nächste Biss und dann ein paar weitere. Marco drillte einen kleineren Hecht, als sich kurz vor dem Boot eine dicke Hechtdame auf meinen Chartreusen 23er stürzt. Der Fisch an der kurzen Leine verlangt von mir und dem Gerät alles ab. Ein Hammerbiss, den ich sicher nicht mehr vergessen werde. Wie der erste Meter von heute, hat auch dieser Hecht 103cm! Es wird langsam dunkel und wir müssen das Boot rechtzeitig abgeben! Mitten in der Beißzeit bedeutet das abbrechen, einpacken und schnell zurück. Der Vermieter wartet bereits. Anlegen, ausräumen und umziehen.


Wir sitzen im Auto und ich bin unglaublich glücklich. Ein super Tag, der allerdings auch lange auf sich hat warten lassen. Wenn ich da an den Schneidertag im Sommer denke...

Der Bodden hat mich wieder, dieses Gewässer verlangt einem alles ab, es ist aber auch alles möglich. Eines, wenn nicht dass beste Hechtgewässer Europas. Wir kommen wieder, 6 Tage Mai ist bereits gebucht...

TL,

Rainer

Anbei noch eine ausführliche Auflistung unserer erfolgreichen Köder/Kombos im Februar.

Marco:
Relax - Kopyto River 16cm in der Farbe: Goldglitter-Schwarz
Bass Assassin - Sea Shad 6" in der Farbe: Glass Minnow
Bass Assassin - Sea Shad 6" in der Farbe: Chartreuse Silver Glitter
Rute: Sportex und Harrison Aufbau

Basti:
Lunker City - Salt Shaker 6" in den Farben: Mahi Mahi, Rootbeer Shiner, Mackerel
Bass Assassin - Sea Shad 6" in den Farben: Chartreuse Silver Glitter
Relax - Kopyto River 16 cm in den Farben: Fluogelb-Grün, Motoroil Glitter
Relax - XTRA SOFT 23 cm in den Farben: Reinweiss-Blau
Action Plastics - Shad Minnow 15cm in den Farben: Japanese Red Black – aka: der rote Teufel ;)
Action Plastics - Shad Minnow 23cm in den Farben: White Green – aka: die Boddensau
WedgeTails - WedgeTails 18cm in den Farben: Rainbow Trout
FOX - Fox Shad Pro 7" in den Farben: Hot Olive
FOX - Fox Shad Pro 9" in den Farben: DK Firetiger
Kombo: handmade Harrison mit 3000FB Stella (Japan),

Stefan:
Köder waren XXL-Tail in 50cm in der Farbe: "Tango",
Relax - XTRA SOFT 23 cm in der Farben: Motoroil-Glitter.
FOX - Fox Shad Pro 11" in der Farbe: "Pink´n´Pearl"
Kombo1: Bromanodell mit Abu Record 41 und einer 0,23 PowerPro
Kombo2: Lamiglas Muskie LGM80XH 1-8oz mit Abu 5601 JB und einer Stroft Multicolor Typ 9 (26 kg)

Rainer:
Relax - Kopyto 23 cm in den Farben: chartreuse/schwarz und weiß/schwarz
Renosky Barsch in der Farbe: Pink
Bass Assassin - Sea Shad 6" in der Farbe: Chartreuse Silver Glitter
WedgeTails - WedgeTails 18cm in den Farben: Schwarz/glitter
Illex Freddy Run Away Perch
Pike Time Slicki I in Perch
Lunker City - Salt Shaker 6" in den Farben: Rootbeer Shiner
Kombo1: Speedmaster mit 3000FB Stella (Japan)
Kombo2: Illex 220 Power Game mit einer Shimano Calais 201
Kombo3: Bromanodell Esox Lucius mit Curado 301 DSV
Schnüre: Tuff Line und Pezon&Michel Colorbraid fluorgelb.

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